Die Planfamilie

Die liebe Kerstin von Chaos2 hat zur Blogparade über Familienplanung aufgerufen. Mit ihrem Beitrag spricht sie mir so sehr aus dem Herzen, dass ich dem Aufruf direkt folgen muss. Hier meine Meinung und meine Erfahrungen zu Planung und #Planänderung:

Planung ist alles?

Was sind deine Ziele im Leben? Was willst du erreichen? Wie kommst du dorthin? Wie sieht dein Plan aus? Mit diesen Fragen werde ich in Studium, Job und Coachings seit Jahren konfrontiert. Ich soll einen Plan haben für alles, selbstverständlich auch für das Privatleben, inklusive der Entscheidungen bezüglich Familie. Ich fühle mich fast verpflichtet, festzulegen, ob, wann und wie viele Kinder es denn sein sollen. Obwohl ich Berufliches und Organisatorisches gerne plane und terminiere, empfinde ich die zielorientierte Planung meines Privatlebens immer als Korsett. Ich will mich nicht einengen lassen, ich will sehen, was das Leben für mich bereithält!

 

Das Schicksal hat eigene Pläne

Für meinen Mann und mich war immer klar, dass wir Kinder wollen. Als wir es versuchten und es nicht gleich klappte, gerieten wir schnell in die Mühlen von Kinderwunschbehandlung und Hormontherapie. Allein die Vielzahl an hoffnungsvollen bis verzweifelten Paaren in der Kinderwunschklinik macht deutlich, wie wenig planbar Kinder sind. Als ich dann vor zwei Jahren die Diagnose Krebs bekam, legten wir das Thema Kinder endgültig ad acta. Die Chemotherapie würde meine Fruchtbarkeit zerstören, falls diese jemals vorhanden war. Eine Eizellentnahme, wie sie in solchen Fällen üblich ist, war aufgrund des fortgeschrittenen Krankheit-Stadiums nicht möglich. Natürlich waren wir traurig, aber dann stand zunächst das Überleben im Vordergrund. Nach erfolgreicher Chemotherapie waren wir glücklich und dankbar – und wir fanden, dass wir das auch ohne Kinder bleiben können. Wir kauften uns ein teures Auto, planten Reisen und genossen die Vorteile der Kinderlosigkeit wie Ausschlafen, Feiern, Spontanität und Zweisamkeit.

 

Erstens kommt es anders. Zweitens als man denkt.

Die Schwangerschaft kam so überraschend wie ein Millionengewinn im Lotto, wenn man nie gespielt hat. Mit einem Mal war alles anders. Das Leben meinte es schon wieder gut mit uns. Wir sollten das großartige Glück haben, ein Kind zu bekommen! Mit der Bestätigung der Schwangerschaft erfuhren wir gleichzeitig von den Zwillingen. Wir hatten sogar doppeltes Glück! Diese Nachricht überstieg damals meine Vorstellungskraft und das tut sie auch heute noch. Wenn ich meine beiden Mädels im Arm halte, kann ich es kaum glauben, welche Wendungen das Schicksal immer wieder bereithält. Planbar ist das alles jedenfalls nicht, davon bin ich überzeugt.

 

Kein Plan!

Ob ich noch mehr Kinder will? Das weiß ich heute noch nicht. Ich muss es auch nicht wissen, denn ich bin noch jung genug. Und selbst wenn ich es weiß – was hilft mir das? Es steht in den Sternen, ob es noch einmal möglich wäre. Ich lasse es auf mich zukommen. Und das fühlt sich richtig an.

 

Andere Menschen scheinen sehr viel mehr Wert auf „Familienplanung“ zu legen. Und zwar nicht nur auf ihre eigene. Ich bin immer wieder fassungslos, wenn mir Bekannte oder Wildfremde entgegenschleudern: „Zwillinge? Toll, dann ist die Familienplanung ja jetzt abgeschlossen!“ oder: „Super, alles in einem Abwasch erledigt!“. Übertroffen werden diese Sprüche nur noch von: „Zwei Mädchen? Schade! Sonst wärt ihr ja damit schon durch!“ Ich bin nicht auf den Mund gefallen. Aber erst gestern wieder bekam ich diesen Satz an die Stirn geknallt und war fassungslos. Ich weiß darauf immer noch keine passende Antwort. Selbst wenn man Familie planen könnte – woher kennen die Leute meine Pläne? Wieso maßen sie sich an, darüber zu entscheiden, wie viele Kinder wir haben wollen? Mir war nicht bewusst, dass es in Deutschland eine derartig festgelegte Idealvorstellung ist, dass eine Familie aus Papa, Mama, einem Sohn und einer Tochter bestehen muss. Und warum sollte das so sein? Das Leben ist bunt. Es bringt Überraschungen. Für jeden von uns. Ich finde das gut und freue mich auf alles, was da noch kommt.

8 Gedanken zu „Die Planfamilie“

  1. Zwei Mädchen auch hier! Und die selben blöden Fragen. „Gleich zwei? Na dann sind Sie ja gleich durch mit allem.“- Ja, das haben wir extra so gemacht, um Arbeit zu sparen! „Ach, aber ein Pärchen wäre noch schöner gewesen, oder?“- Stimmt, jetzt, wo Sie es sagen… wir tauschen einfach eine Tochter um! (ò_ó) Denken diese Leute nicht nach, bevor sie den Mund auf machen?!

  2. Dein Beitrag hat mich sehr bewegt. Du zeigst, dass Wünsche wahr werden können – ganz ohne Planung.

    Und oh je – den Spruch bei Zwillingen hab ich auch schon gebracht.

  3. Sehr schöner Artikel, da fühlt man sich gleich verstanden: Wir haben zwar keine Zwillinge, aber drei Jungs in relativ dichtem Abstand. Was da schon alles kam, geht echt auf keine Kuhhaut: Von Kommentare über unsere Fähigkeit korrekt zu verhüten („Der kurze Abstand war doch wohl keine Absicht?!“) bis zu offensichtlichem Bedauern über unsere tolle Konstellation („Drei Buben? Naja, Hauptsache gesund !“). Und das am besten noch von entfernt Bekannten oder gar Wildfremden, wahlweise beim Verlassen des Supermarktes oder vor der Theke des Bäckers…
    Ich finde das Verhalten auch total daneben und so was von übergriffig! Leider bin ich meist so sprachlos ob dieser bodenlosen Unverschämtheit, dass mir nicht mal ein fieser Konter einfällt, daran arbeite ich aber noch! 😛

  4. Oh das mit den Kommentaren kennen wir auch, auch wenn keine Zwillinge dabei sind. Wir haben drei wunder mit dem Abstand von jeweils ca. 5 Jahren. Das wäre ja zuweit auseinander und weniger wäre besser gewesen kommt da. Und dann reicht es jetzt aber oder bei Mädchen, Junge und Mädchen kommt auch vor. Das das mit dem Abstand für uns aber genau richtig ist und unser letztes Wunder sich eingeschlichen hat ist aber allein unsere persönliche Sache genauso wenn wir doch noch Lust auf ein weiteres bekommen würden. Aber da kann man nichts weiter machen als drüber stehen. Manche haben halt selbst so ein langweiliges Leben das sie sich bei anderen einmischen müssen.
    Liebe Grüße
    Desiree Tietz

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